Resümee zum 16. IfK-Praxisforum

von Sarah Hartleib

Bereits zum 16. Mal luden das Institut für Kommunikationswissenschaft (IfK) und sein Förderverein am 30. Januar 2017 zum Praxisforum im Veranstaltungsaal der Ostsächsischen Sparkasse. Die Vortragsreihe, in der aktuelle Forschung des Instituts und seiner Studierenden vorgestellt wird, stand in diesem Jahr ganz im Fokus von Digitalisierung und Medienkompetenz. Durch den Abend führten mit Ante Beslic und Ebru Özdemir zwei Studierende des Instituts.

Unter dem Titel „Vom Analogen ins Digitale“ beschäftigten sich Mitarbeiter, Absolventen und Studierende mit den Auswirkungen der digitalen Medienwelt auf Politik, Gesellschaft und Kommunikation. Wie zentral die kommunikationswissenschaftliche Forschung in diesem Bereich nicht nur für die Einordnung neuer digitaler Phänomene, sondern auch für die Abbildung gesellschaftlicher Prozesse im Digitalen ist, spiegelte die Vielfalt der Vortragsthemen wider.

So zeigten etwa Anne-Marie In der Au (Wissenschaftliche Mitarbeitern am IfK) und Lutz Hagen (Direktor des Instituts und Dekan der Philosophischen Fakultät) wie die Nutzung von Sozialen Netzwerken wie Facebook insbesondere bei bildungsferneren Bevölkerungsschichten zu politisch extremeren Ansichten führen kann.

Über das Phänomen des Slacktivismus, also des niedrigschwelligen Engagierens über Likes und Shares auf Sozialen Netzwerken, sprach Friederike Braun. Die Absolventin des Instituts erläuterte Potential und Herausforderungen für Nicht-Regierungsorganisationen auf Facebook und kam zu dem Schluss, dass die Netzwerköffentlichkeit vor allem mit unterhaltender Kommunikation zu realem Engagement mobilisiert werden kann.

Warum die Demoskopie beim BREXIT und der US-Präsidentschaftswahl vermeintlich danebenlag, veranschaulichte Julia Hoffmann (Wissenschaftliche Mitarbeiterin des IfK) anhand eines Zufallsexperiment, das das Konzept der Repräsentativität erklärte. Dabei zeigte sich die Notwendigkeit des verantwortungsvollen Umgangs mit Umfragedaten – nicht nur in der sozialwissenschaftlichen Forschung, sondern auch innerhalb der journalistischen Berichterstattung darüber.

Chris Vonderlind (Absolvent des IfK) sprach über das Potential von Twitch, eines Game-Streaming-Anbieters, für Marketing und Werbemarkt. Sein Fazit: das Anschauen und Streamen von Online-Games ist keine kleine Nische mehr, sondern zieht mit jungen, vorrangig männlichen und hoch gebildeten Usern eine Zielgruppe an, die ein erhebliches Werbepotenzial für eine Vielzahl von Unternehmen darstellt. Wie digitales Erzählen von Geschichten auf einer sozialen Plattform das Schreib- und Leseverhalten Jugendlicher positiv beeinflusst, stellte Antonia Frenzel (Absolventin des Instituts) vor.

Schließlich konnte Christin Liese, ebenfalls Absolventin des IfK, dem allgemeinen Mythos des Untergangs der Musikindustrie durch Streaming-Plattformen wie Spotify und Co., widersprechen: Ihre Befragung zeigte, dass das Streamen von Musik im Internet in bestimmten Zielgruppen sogar zu verstärktem Kauf von CDs und Vinyl führt.

Dass diese vielschichtigen, digitalen Herausforderungen einen verstärkten Fokus von Forschungs- und Bildungseinrichtungen auf den Faktor Medien- und Nachrichtenkompetenz notwendig machen, zeigte der zweite inhaltliche Block des Praxisforums. Insbesondere die Vermittlung von Fähigkeiten zum reflektierten und verständigen Umgang mit Nachrichten kommt in Lehrplänen, Lehrerbildung und Schulbüchern noch zu kurz; das zeigt eine Studie von Lutz Hagen, Anja Obermüller und Rebecca Renatus (beide Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen des Instituts) für die Stiftervereinigung der Deutschen Presse.

Wie zentral der Faktor Medienkompetenz in Bezug auf Einstellungen zu Muslimen ist, untersuchte Antje Odermann (Wissenschaftliche Mitarbeiterin am IfK). Ihr Experiment wies nach, dass ein medienkompetenter Umgang mit Nachrichten vor allem bei Personen, die sonst keinen unmittelbaren Kontakt zu muslimischen Mitbürgern haben, zu einer positiveren Einstellung gegenüber dieser religiösen Gruppe führen kann.

Auch eine Befragung im Auftrag der Sächsischen Zeitung, die unter Leitung von Lutz Hagen durchgeführt wurde, bewies die zentrale Bedeutung von Nachrichten für die Debatte und das politische Klima im Kontext von Flüchtlingskrise und Migration: Obwohl die Mehrheit der Leser der Sächsischen Zeitung ausländische Mitbürger nicht für krimineller hält als Deutsche, wird der Anteil an einzelnen Straftatbeständen viel zu hoch eingeschätzt. Die Sächsische Zeitung hat auf Basis dieser Ergebnisse entschieden, die Herkunft von Straftätern fortan zu nennen, um einer öffentlichen Fehlwahrnehmung entgegenzuwirken.

Wie bei jedem Praxisforum wurden auch in diesem Jahr die besten Abschlussarbeiten ausgezeichnet. Über den Preis für die beste Bachelorarbeit konnte sich Christin Liese freuen. Mareike Wieland erhielt die Auszeichnung der besten Masterarbeit für ihre Untersuchung mit dem Titel „Digital Skills: Informationskompetenz im Internet“.

Die Bilder zur Veranstaltung gibt es hier.


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